Anti-Ödipus. Kapitalismus und Schizophrenie. Band 1

"Der erste Band des zweibändigen Werkes „Kapitalismus und Schizophrenie“ wurde 1972 veröffentlicht. Der Philosoph Gilles Deleuze und der Psychoanalytiker Félix Guattari unternahmen den Versuch, eine neue Welt zu formulieren — eine Welt, nachdem die modernistischen Ideen und Hoffnungen durch den... schrecklichen Krieg zertrampelt wurden, eine Welt, in der die kommunistische Ideologie nicht die gewünschte Einheit und Gleichheit gebracht hat, eine Welt, die erfahren hat, was Faschismus ist..
„Anti-Ödipus“ befindet sich an der Schnittstelle der marxistischen Kritik der kapitalistischen Gesellschaft und der Kritik der Psychoanalyse von Sigmund Freud. Die „ödipale“ Familie wird von den Autoren als repressiver Agent betrachtet — eine verdrehte Umgebung, in der das Kind lernt, diejenigen zu lieben, die es unterdrücken, um diese Liebe dann auf die Figur des repressiven Staates zu übertragen — sich in die herrschende Ordnung der sozialen Produktion und Reproduktion einzufügen. Und wenn eine solche Familie als organisierendes Prinzip der Gesellschaft funktioniert, führt das unvermeidlich zur inneren Kolonisierung — „Ödipus“ unterdrückt das freie Spiel des Begehrens in jedem von uns. Deleuze und Guattari zeigen, dass Begehren nicht aus Mangel oder Bedürfnis entsteht — im Gegenteil, es ist eine produktive Kraft der Wirtschaft, und genau diese Kraft versucht der Kapitalismus zu bändigen, um sie seinem Hauptgesetz zu unterwerfen: dem unendlichen Wachstum des Kapitals.
Der Text von „Anti-Ödipus“ ist polyphon — und lässt sich deshalb nicht vollständig aneignen. Es ist eine grandiose Synthese von Ideen, um die sich der nachkriegszeitliche Diskurs Europas drehte — ein Buch, das in vielerlei Hinsicht eine Neubewertung, einen Abschluss und den Höhepunkt der Philosophie des 20. Jahrhunderts darstellt."